Ich war äußerst erleichtert, dass Sturmjäger den gestrigen Tag ebenso sehr zu bereuen schien, wie ich, Es war von uns beiden keine Glanzleistung gewesen, und dennoch überraschte es mich, dass er mir unumwunden zustimmte und auch bei sich Fehler suchte. Ich schnurrte leicht auf, als er über mein Ohr leckte und sah ihm einen Moment lang in die Augen, als sich sein getigertes Gesicht leicht vor meines schob, als er sich zurück bewegte. Wieder einmal wurde mir bewusst, was für ein stolzer Kater vor mir stand und welch Glück ich hatte, von ihm ausgebildet worden zu sein. Allerdings hatte das auch diese schwärmerischen Gefühle mit sich gebracht... Es wäre so leicht, in alte Muster zu verfallen, dachte ich unwillkürlich und hielt seinen Blick noch ein wenig länger gefangen. Nachdem wir noch ein wenig geplaudert hatten, warf ich einen nachdenklichen Blick in Richtung des Heilerbaus. Sollte ich Rabenpfote besuchen? Ich machte mir Sorgen um seinen Zustand, Schneeblut hatte am gestrigen Abend besorgt geklungen. Aber ich vertraute dem Heiler.

Schließlich rief Abendlied uns zusammen und teilte die Patrouille ein. Ich warf einen verwirrten Blick zu meinem Vater - warum hatte er diese Aufgabe seiner zweiten Anführerin - es widerstrebte mir, ihren Namen und den Titel in einem Satz zu nennen - übertragen? Missmutig rümpfte ich meine Nase, sodass sich meine Schnurrhaare leicht kräuselten. Meine Stimmung besserte sich jedoch um ein Vielfaches, als ich vernahm, dass Abendlied uns nicht begleiten würde. Sturmjäger jedoch auch nicht - er sollte wohl das Lager mit bewachen. Nun denn, zu meiner Freude war ich jedoch eingeteilt, mit zur Großen Versammlung zu gehen. Rasch sprang ich auf meine Pfoten, verabschiedete mich mit einem Ohrenschnippen von Sturmjäger und Abendlied, die sich zu uns gesellt hatte, und begab mich hinter meinem Vater und den anderen Katzen auf den Weg zur Großen Versammlung.

--> die Ewige Eiche

Erwähnt: Abendlied, Splitterstern, Rabenpfote, Schneeblut, Sturmjäger

Als Aschenglut sich entfernte, folgte ich ihm noch eine Zeit lang mit nachdenklichem Blick, bevor ich mich ermahnte, wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Das war eine Angelegenheit, um die ich mich erst später kümmern könnte, wenn Fuchsflamme wieder im Lager sein würde. Besser noch, am nächsten Tag. Also beschloss ich, mich neben Sturmjäger hinzusetzen, den Schweif säuberlich um die Pfoten geschungen, und das Treiben im Lager zu beobachten. Was auf der Großen Versammlung wohl besprochen werden wird?
Irgendwie wäre ich schon gerne mitgekommen, auf der anderen Seite brauchte ich aber auch etwas Ruhe. Die ganze Nacht war ich wach gewesen und der Tag war bisher auch nicht gerade langweilig verlaufen, weshalb ich um ein paar stillere Momente sehr dankbar war. Ich richtete meine Augen gen Himmel, an dem mittlerweile keine einzige Wolke mehr zu sehen war. Ein gutes Omen für die Versammlung. Enttäuscht musste ich aber hingegen feststellen, dass es absolut windstill geworden war. Zu gerne hätte ich jetzt das Gefühl genossen, den Wind durch mein Fell streifen und um mich herumtanzen zu lassen. Stattdessen beobachtete ich die restlichen Wunder des Farbenspiels, welches die Sonne bei ihrer Reise zum Horizont hinterlassen hatte.
Allerdings dauerte dieser Moment nicht lange an, denn plötzlich stürmte eine aufgebrachte Plätscherpfote durch den Lagereingang und sprintete nach einem kurzen Umschauen auf mich zu. Völlig außer Atem war sie beinahe gestolpert, bevor sie bei mir ankam und hatte Mühe, nach Luft zu schnappen. "Ganz ruhig, Plätscherpfote", miaute ich ihr beruhigend und mit einem sanften Lächeln zu. Dass die Situation sehr ernst sein musste, war mir schnell klar geworden, aber es brachte rein gar nichts, die junge Schülerin zu bedrängen. Als diese schließlich Bericht erstattet hatte, richtete ich mich sofort auf und erhob meine Stimme.
"Funkenjagds Patrouille ist auf einen unbekannten und womöglich gefährlichen Geruch gestoßen. Ich werde eine Patrouille zur Verstärkung dorthin führen. Sturmjäger, Wolkenwirbel und Winterfrost werden mich begleiten. Nebelschleier und Mondblüte sind so lange für das Lager verantwortlich. Bitte seid besonders aufmerksam - wir wissen nicht, was uns erwartet." Bei diesem Satz wurde mir erst so richtig bewusst, dass uns wirklich alles erwarten könnte. Alles und nichts. Aber ich durfte mich jetzt nicht von solchen Gedanken einnehmen lassen. "Und und achtet darauf, dass vor allem die jüngeren Clan-Mitglieder Ruhe bewahren", fügte ich noch mit einem Blick auf Plätscherpfote hinzu.
Mit den Worten "Passt auf euch auf" gab ich mit meinem Schweif das Signal zum Aufbruch und führte die anderen schnellen Schrittes aus dem Lager. Oh, SternenClan... hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.

--> Flussufer

Angesprochen: @Plätscherpfote, @Sturmjäger, @Wolkenwirbel, @Winterfrost, @Mondblüte, @Nebelschleier
Erwähnt: @Aschenglut, @Fuchsflamme, Funkenjagds Patrouille

Nachdem Aschenglut sich langsam wieder von Abendlied und Sturmjäger entfernte, sich einen Finken vom Frischbeutehaufen nahm und gemächlich am Rande der Clanlichtung begann, im schwindenden Licht des Abends das Fleisch des zarten Vogels zu verspeisen, fühlte er nicht nur den Blick der zweiten Anführerin auf sich ruhen. Da hefteten ganz deutlich noch andere Augen auf seinem Fell, dass in der Dunkelheit der wolkenlosen Vollmondnacht zunehmend einen grau-blauen Schimmer annahm.
Betont ruhig hob Aschenglut seinen eigenen Blick in die entsprechende Richtung und seine goldenen Augen glühten direkt ins Augenpaar des Katers Glutherz, der auf der anderen Seite der Lichtung saß. Mit einem undurchdringlichen Schmunzeln hielt Aschenglut den Blickkontakt und war offen neugierig, was für eine Reaktion er darauf bekommen würde, schließlich hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, Glutherz' Blicke genauer einzuordnen. Ob der feuerrote Krieger wohl einen Groll gegen ihn hegte, wie seine verlogene Schwester Feuersonne, die ihm mit ihrem orangenen Fell so ähnlich sah? Wenigstens war sie nirgendwo zu sehen und er hatte sich nicht gemerkt, ob Feuersonne zur Großen Versammlung eingeteilt worden war; sie war viel zu belanglos, als dass er ihr Raum in seinem Gedächtnis schenken wollte.

Viel Zeit blieb ihm nicht, die Mimik des durchaus adretten Kriegers genauer zu deuten, denn mit unnatürlich aufgerissenen Augen und panisch gesträubten Fell stürmte plötzlich eine junge Schülerin durch das Gestrüpp ins Lager des Clans und hielt direkt auf Abendlied zu, die immer noch neben ihrem ach so wundervollen Schwarm kauerte und vermutlich fieberhaft überlegte, wie sie dem zeigen sollte, dass sie für ihn gerne rollig wäre.
Es war die schwarz-braun getupfte Schülerin Plätscherpfote, mit der Aschenglut sich nie wirklich beschäftigt hatte, von der er sich aber immerhin die Nichtigkeit gemerkt hatte, dass sie der verschollenen Patrouille angehört hatte. Mit ihrem zerzausten Auftritt hatte sie natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und Abendlied versuchte ihrem Gestammel scheinbar irgendeinen Sinn zu entnehmen. Während der graue Kater seinen Finken auffraß und versuchte, ein wenig dem aufgebrachten Miauen zu lauschen, kam er nicht drumherum sich zu fragen, welche erste kleine Grausamkeit den naiven Kopf der Jungkätzin denn jetzt zum ersten Mal so aufgewühlt hatte. Das etwas passiert war, schien jedenfalls klar zu sein.

Als die zweite Anführerin dann jedoch sehr wichtig ihre Stimme erhob, wurde Aschenglut doch einigermaßen hellhörig. Da schien sich die Welt ja wieder eine ganz besondere Niedertracht ausgedacht zu haben, wenn es um einen gefährlichen Geruch ging, den man nicht sofort zuordnen konnte. Eifrig-einfältig wie Clankatzen eben waren, wenn sie glaubten, irgendeinen Einfluss auf ihr erbärmliches Schicksal zu haben, stellte Abendlied sofort eine Patrouille zusammen, um loszuziehen und nach dem Rechten zu sehen, während sie anordnete, dass Plätscherpfote im Lager bleiben sollte. Selbstverständlich teilte Abendlied auch Sturmschwarm als Unterstützung der Patrouille ein, das arme, verliebte Ding!
Aber wer wusste es schon; vielleicht war da draußen ja wirklich etwas außergewöhnliches, irgendetwas, was Aschenglut nicht sofort erwartete. Also stemmte er sich auf die Beine und mimte den pflichtbewussten Wächter, als er dazutrat und anbot: "Wenn du nichts dagegen hast, schließe ich mich euch an. Wer weiß, worauf wir so alles stoßen könnten, nicht wahr?"
Mehr war nicht zu sagen, schließlich war seine Kampfeskraft im Zweifel immer gut zu gebrauchen, wie er früher schon gezeigt hatte. Dass er nur mitkommen wollte, um dem tristen Verdruss des immer gleichen, kleinkarierten Clanlebens zu entkommen, das konnte niemand ahnen. Seine Augen stachen unlesbar durch die Schatten, als sein muskulöser, drahtiger Leib Abendlied aus dem Lager folgte.

Wer weiß, ob er nicht heute noch etwas über die Launen des Lebens dazulernen konnte.


Erwähnt: @Glutherz @Sturmjäger Feuersonne (fiktiv) @Plätscherpfote
Angesprochen: @Abendlied

---> Flussufer

Winterfrost bekam gar nicht so richtig mit, was um ihn herum passierte. Aber wenn der kräftige Kater ehrlich war, war ihm das auch egal. Ins Clanleben hatte er sich sowieso noch nicht richtig eingelebt und das würde wahrscheinlich auch noch etwas dauern, zumindest, wenn nicht irgendwer oder irgendwas seine Meinung änderte. Bis jetzt war sein Bruder die einzige Katze, mit der er hier etwas anfangen konnte. Aber der weiße Kater machte sich gar nicht erst die Mühe, weitere Katzen kennenzulernen und sich ins Clanleben zu integrieren. Noch nicht.
Sein blauer Blick glitt erneut über die anwesenden Katzen und er konnte gerade noch erkennen, wie einige zur großen Versammlung aufbrachen. Oder wie das hier auch immer genannt wird. Winterfrost wusste nicht mal genau, was das überhaupt war. Umso zufriedener stimmte es ihn, dass er keiner dieser Katzen war, die dort mit hin gingen. Doch während sein Blick übers Lager glitt, konnte er eine Kätzin ausmachen, die genau auf ihn zuzugehen scheint. Was sie wohl gestochen hatte, dass sie sich überhaupt traute, ihm sich zu nähern. Allerdings blieben seine Augen weiterhin kühl und auch seine Mimik änderte sich nicht. Obwohl sie irgendwas ausstrahlte, was anders war als bei den Katzen, die er sonst bisher kennengelernt hatte. Ihm Gegensatz zu ihr, kannte er ihren Namen nicht. Das sie seinen Kriegernamen verwendete, fühlte sich immer noch ungewohnt und komisch an. Von Anfang an war er nur den Namen Winter gewöhnt und er konnte sich nicht erklären, wieso sein Bruder mit dem Wechsel so gut klarzukommen scheint.
Zuerst sah er sie wortlos an, musterte ihre Augen, ihre Mimik und den Rest ihres Körpers. Erst danach setzte er zu einer Antwort an, wobei er nicht wusste, warum ihr sein Wohlbefinden überhaupt irgendwas anging. Doch zu einer kühlen Antwort fand er einfach keine Motivation und sofort vergrauen wollte er sie auch nicht. Sehr wunderlich. "Dein Name scheint mir entfallen zu sein, wie bedauerlich. Allerdings kann ich dir versichern, dass es mir gut geht. Zumindest so gut, wie es einem in einer Fremden Umgebung nun mal gehen kann." Leicht zuckte er mit den Schnurrhaaren und sah auf die hübsche Kätzin hinab.
Allerdings wurde seine Aufmerksamkeit von wem anderen beansprucht und Winterfrost sah auf. Mit seinem Blick suchte er die Kätzin, die gerade seinen Namen genannt hatte. Abendlied. Ihren Namen hatte er sich gemerkt aber auch nur, weil sie wichtiger zu sein scheint, als fast alle anderen. Abgesehen vom Anführer und.. Heiler. Bezeichnungen, an die er sich ebenfalls noch gewöhnen musste. Allerdings sah er auch nicht unbedingt ein, warum er mit raus musste und so das Lager verließ, an welches er sich langsam gewöhnt hatte. Mehr oder weniger. Wahrscheinlich hatte er gar keine andere Wahl, denn es waren eh kaum noch Katzen hier und es schien gleichzeitig so, als wäre ihr Wort Gesetz.
Der kräftige Kater zuckte mit den Schnurrhaaren und sah zu Mondblüte. Ihr nickte er zur Verabschiedung einmal zu, vielleicht würden sie irgendwann nochmal die Gelegenheit haben, sich zu unterhalten. Ein wenig wünschte er sich dies sogar, doch das sagte er ihr nicht. Wieso auch. Hier hockte man gefühlt je nur aufeinander und irgendwann würde man sich wieder über den Weg laufen. Langsam stand er nun auf und schloss sich der restlichen Patrouille an, die sich aus dem Lager bewegte. Vielleicht würde es sich auch gut anfühlen, endlich mal wieder hier raus zu kommen. Der Freiheit ein Stückchen näher zu sein.

--> Flussufer

Angesprochen: @Mondblüte
Erwähnt: Hasenkönig, @Abendlied, die restliche Patrouille