Die junge Jägerin war recht erleichtert, dass niemand im Lager sie zu bemerken schien – immerhin blieben ihr so entsetzte Blicke erspart, und dann Anwesenden der grotesk Anblick ihres verstümmelten Schülers. Doch war sie viel zu aufgebracht, zu getroffen, um zu bemerken, dass doch jemand ihr Ankomme bemerkte. Waren doch dank der große Versammlung und der späten Stunde nicht allzu viele wach, oder gar außerhalb der Bauten. Der junge Geist, geschlagen von Verlust und Schuld war jedoch auch viel zu sehr in Gedanken, um die anwesenden Clankameraden zu erkennen. Doch musste sie sich zusammenreißen, um Flinkpfote im Heilerbau unter zu bringen. Ihn dort sanft niederzulegen. Damit er nicht allen Augen dargeboten wurde, wie Eisgesang. Er war im Gegensatz zu ihr nicht für seine letzte Nacht unter dem Sternenhimmel her gerichtet, kaum noch zu erkennen. Selbst eingesalbt mit Kräutern, würde sein Anblick noch immer für Alpträume sorgen. Wie würde man mit ihm...mit dem, was von ihm übrig war umgehen? Was würde Pfefferbrand tun und sagen? Wie würde sie ihm den Zustand ihres Schülers nur...erklären können? Fassen konnte sie selbst es ja nicht einmal! Das ein Wesen dieser Erde...so etwas mit einem anderen anstellen konnte. Ihn so zurichten hatte können.
Das Bild was der junge Kater kreierte würde sie nie wieder vergessen können. Doch grade deshalb...bekam sie die Frage nicht aus ihrem Kopf. Wie würde man ihm die letzte Ehre erweisen können? Denn eine so friedliche Darstellung wie bei Eisgesang war einfach nicht möglich. Ihre wunden konnte man kaum noch sehen, das Fell gut darüber drapiert.
Während Schwalbensang so vor ihr saß und sie Gedanken verloren musterte, konnte sie kaum glauben, dass die Stellvertreterin tot war. Sah die Kätzin doch beinahe so aus, als würde sie schlafen. Ein herber Schlag, ein erneuter Verlust. Wäre die Schwester von Mutstern doch eine tolle Anführerin geworden...Ihre Tante lag nun ihre letzte Nacht unter dem Himmelszelt, bevor sie unter der Erde ruhen würde, während ihr Geist sich ein ihren Ahnen einreihte.
Leise seufzend schloss die Jägerin ihre eigenen Seelenspiegel, die silbergrün und betrübt schimmerten. Sie wünschte ihre Mutter wäre hier an ihrer Seite, denn jene hätte bestimmt gewusst was zu sagen wäre. Oder ihr Vater Mutstern, den sie immerzu an Veilchennase, seine gestorbene Gefährtin erinnerte. Die Jägerin mochte von der Fellfarbe zwar sehr nach ihrem Vater kommen, doch ihr Charakter war lebensfroh und besonnen, wie der ihrer toten Mutter. Doch nun wünschte sie, dass ihre Familie hier wäre...waren sie doch alle fort. Ihre Mutter tot, nun auch ihre Tante. Ihr Bruder spurlos verschwunden...und ihr Vater auf der großen Versammlung. Niemand da, der ihr Beistand. Und was für eine seltsame Ironie, dass ausgerechnet heute, jetzt und hier der Himmel wolkenfrei war. Die Sterne und der Mond mehr als deutlich und strahlend auf dem dunklen Hintergrund zu sehen waren. Die Luft war kühl und frisch – und doch windstill. Trug dies doch nur dazu bei, dass alles so unheimlich friedlich wirkte. Dabei waren in so kurzer Zeit so viele Leben genommen worden…
Doch nach all den Opfern, all dem Schmerz und Leid...hoffte sie, dass zumindest die große Versammlung unter guten Sternen stand...Das Wetter mochte darauf zwar hindeuten, doch die Anspannung zwischen den Clans war stets unberechenbar. Und so bat sie still im Geiste darum, dass die heutige Nacht genauso friedlich endete, wie es sich grade hier im Stillen anfühlte.
So sehr in Gedanken und versuchend sich innerlich zu beruhigen...das Erlebte zu verdauen, zu verarbeiten was sie gefunden hatte...dass sie ein wenig zu spät hörte, dass sich jemand näherte. Erst als sich der bekannte Duft von Flammensturm in ihrer Nase erkenntlich machte und sich sein Körper neben ihr niederließ, öffnete sie die Augen.


Silbergrün schimmernd im Licht der Nacht. Kurz schwieg sie, die Stille zog sich dahin. Ein ruhiges, jedoch schweres einatmen erfolgte. Daraufhin ließ sie die Luft mit einem kleinen Seufzen hinaus - in Klang voller Melancholie. "Flammensturm." begrüßte sie schließlich, wollkommnheißend. Die Stimme nur eine abgeschwächt Form ihrer fröhlichen Lebendigkeit. Zart und leise, sie wollte die Stille der späten Stunde nicht zerstören. In Gegenwart der Verstorbenen, dessen Seelen nun von der Erde schwanden, nicht stören. Und so huschte ihr Blick nur etwas unauffällig zu dem silbergrauen Kater, dessen Pelz von der Farbe her nicht die Hitze seines Namns wiederspiegelte - dafür aber seine Augen.
Doch auch wenn sich die Jägerin fragte, was ihn genau dazu brachte sich tröstend neben sie zu setzen, war sie Dankbar für die Gesellschaft. Ob er ihren Schüler gesehen hatte? Oder sie erst bei Eisgesang sitzend entdeckte? Sie wusste es nicht, aber es war auch nicht wichtig. 
"Eine düstere Nacht steht uns bevor...wir haben viele Leben verloren." murmelte die Schwarz-weiße mit einem weiteren, tiefen Ausatmen.
"Etwas...ist dort draußen." fügte sie vorsichtig hinzu. und blickte erst dann vollends zu dem Kater, drehte ihm den Kopf zu und sah ihn erschüttert an. "Ich hoffe dass zumindest die große Versammlung friedlich von statten geht. Und unsere verlornen ebenso Frieden finden." kurz lgte sie ein wenig die Ohren an und ihre Schweifspitz zuckte unsicher.  "Hat Mutstern vor dem Aufbruch zur Versammlung noch eine Ansprache gehalten?" fragte die schlanke Kätzin schließlich, ein wenig Abstand von dem bedrohlich und düsteren Thema nehmed und sich darüber erkundend, was sie noch verpasst hatte.


Erwähnt: Eisgesang (verstorben), @Mutstern , @Flammensturm , @Pfefferbrand
Angesprochen: @Flammensturm