Abendlied Admina | 2. Anführerin
IDENTITÄT : Abendlied ist eine ruhige, meistens zurückhaltende und etwas schüchterne Kätzin mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit. Zudem möchte sie den Frieden wahren, solange es geht und ihrer Position als zweite Anführerin bestmöglich gerecht werden - auch wenn sie, nicht nur diesbezüglich, Bedenken hat und von Zweifeln geplagt wird.
| Thema: Zurück zum Anfang der Clans des vergessenen Tals Mo Okt 22, 2018 8:45 pm | |
| Die fünf ClansNachdem einer nicht mehr zu ihnen gehörte Den Blick auf den Boden gerichtet setze ich eine Pfote nach der anderen, um mich fortzubewegen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Fort. Denn in unserem zu Hause sind wir nicht mehr erwünscht. Nicht von den anderen vier Clans... und manche glauben, selbst von unseren Ahnen nicht. Was haben wir nur getan, auf so grausame Weise fortgetrieben zu werden? Wir sind der WolkenClan und als solcher haben wir genauso das Recht, dort zu leben wie der FlussClan, der WindClan, der SchattenClan und der DonnerClan. Aber die sahen das wohl anders. Zumindest die meisten von ihnen. Jeder Schritt ist genauso schmerzhaft wie die Erinnerungen an das, was bis vor kurzem noch war und niemals wieder sein wird. Nicht, weil meine Pfoten von den Anstrengungen der Flucht erschöpft sind, sondern weil uns wirklich jeder einzelne Schritt unwiderruflich von unserem alten Leben fortträgt. Ein protestierendes Maunzen hinter mir lässt mich aufblicken und mich umdrehen. Wiesentau und Rindenpelz sind mit ihren Jungen genau hinter mir, jeder der beiden trägt mittlerweile eines im Maul und nun scheint auch das stärkste der drei zu erschöpft zu sein, um weiterzugehen. Ohne zu zögern nähere ich mich ihm, nehme sein Nackenfell sanft in mein Maul und hebe es vorsichtig hoch. Die Königin Wiesentau blinzelt mir dankbar aus in Sorgen getränkten Augen zu und gemeinsam setzen wir unseren Weg fort. Was nun aus uns wird? Wer weiß das schon. Ob der SternenClan uns wirklich verlassen hat? Kann ich nicht sagen. Im Moment weiß ich nur, dass wir weiter gehen müssen. Einfach weiter. Irgendwohin, wo wir sicher sind.
"So kann es nicht weitergehen." Ich glaube, wir alle stimmen Silberschwinge zu. Aber wohin soll es denn gehen? Wir wurden von einem Teil unseres Clans bereits getrennt, unter ihnen unser Zweiter Anführer und unser Anführer. Die grau getigerte Kätzin hatte schnell eine Art Führungsposition eingenommen, damit wir uns wenigstens an jemandem orientieren können und nicht gänzlich aufgeben. "Als ich auf der Jagd war, traf ich auf einen Streuner, der mich fragte, ob wir auf dem Weg zum Tal seien." "Was für ein Tal?", ertönt Fuchskralles Stimme rechts von mir und ich werfe ihm einen Blick zu, der ihn hoffentlich dazu bringen wird, solche Zwischenrufe zu unterlassen. Ich wollte wissen, was die erfahrene Kriegerin zu erzählen hatte. Zum ersten Mal hörte ich ehrliche Hoffnung in ihrer Stimme. Keine, die sie nur vorgibt weil sie uns Mut machen will. "Das habe ich ihn auch gefragt und er erklärte mir, dass anderthalb Tagesreisen entfernt eine Schlucht liegt. Wohl ein Ort, an dem sich Streuner gerne aufhalten – aber auch Zweibeiner. Ich sagte ihm, dass wir schlechte Erfahrungen gemacht haben...", zorniges Gemurmel breitet sich unter meinen Clan-Kameraden aus und ich kann es ihnen nicht verdenken. "...doch er erwiderte, dass bereits zwei Familien dort weggezogen sind und vermutlich weitere folgen werden", fährt Silberschwinge fort. "Und selbst wenn nicht, das Tal sei groß genug, um ihnen auszuweichen." "Du schlägst uns also vor, neben diesen fuchsherzigen Wesen zu leben, die uns bereits unsere alte Heimat genommen haben?!", faucht Graufuß verächtlich, erhebt sich und peitscht ungehalten mit dem Schweif. "Niemals!" "Ich verstehe eure Bedenken. Aber es ist die Möglichkeit, bald ein neues zu Hause zu finden. Und der Streuner war bereits dort. Ich glaube nicht, dass er lügt, wenn er sagt, man kann den Zweibeinern bestens ausweichen." Ein kleiner Hoffnungsschimmer breitet sich in mir aus. Auf ein solches Zeichen habe ich gewartet. Meine Ohren zucken, als sich jemand dicht neben mir niederlässt. Wiesentau. Die auf der Reise eines ihrer Jungen verloren hat und sich nun nichts sehnlicher wünscht, als endlich an einen Ort zu gelangen, an dem wir bleiben können. "Was meinst du dazu?" Kaum mehr als ein Flüstern, doch klar verständlich. Ich wende mich ihr zu und schaue ihr fest in die Augen. Augen, die müde sind. Und in denen auch kein Glanz mehr zu sehen ist, der vor unserer Vertreibung ihre Blicke stets lebendig funkeln ließ. Augen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ihre Familie in Sicherheit zu wissen.
Ich nehme mir einen Moment, um nachzudenken. Schließlich hatte ich insgeheim schon die Hoffnung aufgegeben, dass wir in naher Zukunft ein neues zu Hause würden finden können. Ich setze zu einer Antwort an, doch Silberschwinge kommt mir zuvor. "Ich habe es satt, ziellos herumzuirren. Das ist unsere Chance." Langsam, aber bestimmt bewegt sich mein Kopf in einem Nicken. Das hatte ich gar nicht vor, es passiert einfach. Ich schaue links an Wiesentau vorbei und sehe ihren Gefährten Rindenpelz etwas abseits sitzen, die Jungen zwischen seinen Pfoten, den Blick ihnen zu- und Silberschwinge abgewandt. "Du hast uns auf der Reise so sehr geholfen und uns Hoffnung gegeben. Dass wir es schaffen, wenn wir zusammen halten. Ich kann das nicht, wenn du nicht dabei bist." Ich weiß, dass die Kätzin neben mir mit 'das' nicht unbedingt die Option meint, im Tal zu leben. Sondern die Entscheidung, wie es speziell für uns fünf weitergehen soll. Egal ob mit oder ohne den Rest unserer Clan-Kameraden. Egal wo. Und ich weiß, dass sie mir folgen werden, ganz gleich wofür ich mich entscheide. Ohne weiter überlegen zu müssen antworte ich: "Wir sollten Silberschwinge in das Tal folgen. Ich spüre, dass dies der richtige Weg ist."
Und wenn wir die Gelegenheit haben, unsere Clan-Traditionen wieder aufleben zu lassen, müssen wir speziell eine davon vergessen. Wir werden besser sein als die Clans, die uns ihre Hilfe verweigert haben. Deshalb sollten wir unserem Clan einen neuen Namen geben, eine neue Tradition aufleben lassen, die nicht diejenigen ehrt, die uns im Stich gelassen haben. Sondern diejenigen, die niemals aufgegeben haben.
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